Pseudowissenschaft NLP: Unseriöse Methoden von Coachs und Consultants
Neurolinguistisches Programmieren (NLP) „versteht sich unter anderem als eine Sammlung von Methoden und Kommunikationstechniken, die darauf zielen sollen, psychische Abläufe im Menschen zu beeinflussen. Mit Hilfe der Sprache werden…“ angeblich „…(Gedanken-) Muster, Strukturen bzw. Vorgänge im Gehirn erkannt und – bei Bedarf – geändert.“ Dazu sollen auch verschiedenste Kommunikationstechniken dienen, die Coachs und Consultants in aufeinanderfolgenden zertifizierten „Ausbildungen“ erlernen können. NLP verspricht die Kontrolle und damit den gezielten und erfolgreichen Einsatz eigener Gefühle, des Verhaltens, sozialer Kompetenzen oder bspw. die maximale Abrufbarkeit von Kreativität und Intelligenz.
Eine Methode des NLP, das sogenannte „Ankern“, wurde von Prof. Dr. Kanning, Wirtschaftspsychologe und Personaldiagnostiker, genauer betrachtet. Das „Ankern“ soll durch die Kombination von motorischen Handlungen (fassen an Stirn, Nase etc.) und der Imagination des gewünschten Gefühls, dem maximalen Einbringen von Kreativität etc. durch das Erinnern an Situationen gelingen, in denen man in der Vergangenheit sehr erfolgreich war. Dies erfolgt in einem insgesamt sechsstufigen Prozess. Die Erinnerung soll mit allen fünf Sinnen, also auch mit dem damals wahrgenommenen Geruch und Geschmack, geschehen.
Es gibt bisher nur wenige wissenschaftliche Studien, die das NLP untersuchten. Diese drei Studien kamen alle zu dem Ergebnis der Unwirksamkeit. Allerdings sind sie handwerklich wenig verlässlich (N= 0, N=55, keine Warte- oder Placebokontrolle etc.). Aber auch NLP kann keine verlässlichen Studien vorweisen und verweist eher auf allgemeine Theorien, wie die der Konditionierung. Anhand des Verweises auf die klassische Konditionierung kann Kanning nachweisen, dass das NLP-Ankern nicht funktionieren kann:
– eine Kombination von Stimulus und Reaktion verschwindet nach einiger Zeit und muss immer wiederholt werden, was bei NLP nicht erfolgt, in dem versprochen wird, dass das Einüben dauerhaft wirken soll,
– bei der klassischen Konditionierung findet die Koppelung von Stimulus und Reaktion in der Realität statt (bspw. pawlowscher Reflex: Glocke = Speichelfluss),beim NLP imaginär,
– bei der Konditionierung geht es um einfache Reaktionen, beim NLP um komplexe (soziale Kompetenzen etc. aktivieren),
– NLP blendet aktuelle, variable Situationen aus, das Gegenüber kann sich bspw. in einem Mitarbeitergespräch anders verhalten als ein immer gleicher Stimulus.
Ergebnis laut Prof. Dr. Uwe P. Kanning: NLP-Ankern funktioniert mit Sicherheit nicht!
Foto: © Manfred Baumert/Kassel, 2021
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Quellen:
Kanning, 2018
