Mythen des Recruitings: Mannschaftssportler sind gute Teamplayer! Oder vielleicht doch nicht immer?

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Wer kennt es nicht: Im Bewerbungsgespräch wird gerne nach den Freizeitaktivitäten gefragt. Die Motivation der Personalentscheider: Man glaubt, über solche Fragen an Informationen zu den Persönlichkeitsmerkmalen und sozialen Kompetenzen der Bewerber zu gelangen.

Unglaubliche Mythen der Personalauswahl

Der Wirtschaftspsychologie-Professor Uwe Peter Kanning widmete sich in dem Beitrag „15 Minuten Wirtschaftspsychologie“ dem Thema. Tatsächlich wird in 19% der Gespräche gefragt, ob der Bewerber Sport treibt, in 15% nach Hobbys und in 11% zu Literatur, die den Bewerber interessiert. Die Ergebnisse einer differenzierten Studie von Kanning sind ernüchternd: Es gibt nur sehr geringe Effekte und praktisch keine vorhandene Validität zu dem Zusammenhang von Freizeitaktivitäten und Persönlichkeitsmerkmalen oder sozialen Kompetenzen. Mit 9% fällt allenfalls das Interesse für Kunst und Offenheit auf. Die anderen Interessensgebiete weisen weitüberwiegend einen Zusammenhang zwischen 0 und max. 3% auf.

Gute Mitarbeiter finde ich so nicht

Weshalb ist das so? Kanning liefert dazu eine plausible Erklärung. So üben bspw. Millionen Menschen in Deutschland in ihrer Freizeit einen Sport aus. Bei einer so großen Gruppe dürften sich nach Erkenntnissen aus der Statistik bspw. Persönlichkeitsmerkmale nach der Gaußschen Glockenkurve verteilen, so dass es unwahrscheinlich ist, dass alle Menschen, die Sport treiben, eher offensiv sind und sich dies auch stichprobenartig im Bewerbungsgespräch durchgehend bewahrheitet.

Eine nur kurze Eingabe bei Google ergibt: Laut Statista übten 2021 14,27 Millionen Menschen in Deutschland mehrmals die Woche in ihrer Freizeit eine sportliche Aktivität aus. Ziemlich viele Menschen mit eher offensiven Verhalten oder etwa nicht?

Eignungsdiagnostisch orientierte Interviews statt ergebnisschwache Bewerbungsgespräche

Kanning gibt dem interessierten Personaler aber auch einen Hinweis, wie er tatsächlich mehr über das Verhalten des Bewerbers erfährt, das beruflich relevant ist. Beispielsweise über die Verwendung von situativen Fragen in einem Interview. Den Personalern und Personalentscheidern ist kein Vorwurf zu machen: Über 90% der Bewerbungsgespräche werden herkömmlich geführt und können nachweislich keine validen Aussagen zur beruflichen Eignung erbringen. Wie sollten so durchgeführte Bewerbungsverfahren Aussagen zur konkreten intellektuellen Leistungsfähigkeit, zur Belastbarkeit und dem erfolgsrelevanten Verhalten in beruflichen Kontexten zu Bewerbern auch geben können?

Talentscouts haben es einfacher statt Recruiter

Talentscouts, bspw. im Profi-Fußball, haben es da einfacher. Sie können das Talent anhand der koordinativen Fähigkeiten, der Ausdauer und des Teamverhaltens zumindest über die Spieldauer vergleichsweise gut beobachten und einschätzen.Interviews mit situativen und biographischen Fragen sind zielführender, denn herkömmliche Bewerbungsgespräche können die berufliche Eignung schlichtweg nicht valide feststellen.

 

Foto: Basketballkorb in der Wüste Gobi, © Manfred Baumert / Kassel, Mongolei 2022

 

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Quelle: Kanning, U. P., 15 Minuten Wirtschaftspsychologie: Was sagen Freizeitaktivitäten über einen Menschen aus?, 06.08.2018

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