Erfolgreiches Betriebliches Eingliederungsmanagement – gute BEM-Gespräche

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Ein früherer Blog-Beitrag beleuchtete, woran BEM-Gespräche scheitern und damit der gesamte Prozess des betrieblichen Eingliederungsmanagements (bEM) mit der beruflichen Rehabilitation und beruflichen Reintegration des erkrankten Mitarbeiters. In einer losen Folge von Blog-Beiträgen zum betrieblichen Eingliederungsmanagement soll herausgearbeitet werden, was BEM-Gespräche, durchgeführt durch interne BEM-Beauftragte, beispielsweise durch das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), oder externe BEM-Berater spezialisierter BEM-Anbieter, erfolgreich macht.

Eine erfolgreiche Gesprächsführung im BEM setzt eine Rollenklärung und Reflexion durch den BEM-Berater voraus

Rollenklärung, Rollenverständnis und permanentes Bewusstsein für die Funktion des BEM-Beraters im gesamten Ablauf des BEM-Verfahrens: Das klingt selbstverständlich, ist es aber häufig nicht. Der BEM-Berater läuft wie in helfenden Berufen Gefahr, einem beide Seiten schädigendem Helfersyndrom durch mangelnde Rollenklärung und Abgrenzung zu erliegen. Dies gilt insbesondere in BEM-Fällen, in denen es um psychisch erkrankte Mitarbeiter geht. Schnell nimmt der BEM-Berater die Rolle eines Quasi-Therapeuten ein oder bekommt sie von dem psychisch belasteten Mitarbeiter unbewusst zugewiesen. Begünstigt wird dies dadurch, dass es im BEM um Langzeiterkrankungen oder wiederholte Kurzerkrankungen von MitarbeiterInnen geht. Tatsächlich fokussiert der §167 SGB IX auf die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit, die ein betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) bewirken soll. Dies ist umfassender, denn es geht auch um die Anforderungen durch den ganz unternehmensspezifischen Arbeitsplatz und ggf. belastende Arbeitsprozesse. Letztere zu erkennen, ist auch im Interesse der Unternehmen, die damit krankheitsbedingte Fehlzeiten auch weiterer Beschäftigter präventiv begegnen können. Betriebliches Eingliederungsmanagements ist damit auch Teil von betrieblichen Lösungen gegen den Fachkräftemangel und dem Verlust von Fachkräften.

Externe BEM-Berater weisen erhebliche Vorteile auf: ein Rollenkonflikt und eine Rollendiffusion über eine betriebliche Einbindung besteht nicht

Neben einer Rollenklärung und die durchgängige Haltung und Umsetzung im gesamten mehrstufigen BEM-Prozess kann es aber auch zu Rollenkonflikten oder Rollendiffusion kommen. Gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) üben Mitarbeiterinnen verschiedene Funktionen aus. Die Personalerin, die auch Abmahnungen und Kündigungen ausfertigt, ist gleichzeitig BEM-Beauftragte. Auch für den erkrankten Mitarbeiter führt diese Rollendiffusion zwangsläufig zu Unklarheit und Befürchtungen. Und Vertraulichkeit und Vertrauen sind die Basis für die Annahme einer Einladung zum BEM-Erstgespräch und einer Zusammenarbeit im gesamten mehrstufigen BEM-Prozess. Die Durchführung eines betrieblichen Eingliederungsmanagements kann so entweder am mangelnden Vertrauen scheitern oder die Phase eines Vertrauensaufbaus dauert erheblich länger als bei der Beauftragung eines externen BEM-Beraters, der nicht in die Strukturen des Unternehmens eingebunden ist. Dies und die fachliche Fokussierung, sprechen für eine BEM-Beratung durch einen externen BEM-Dienstleister.

BEM-Gespräch und Rollenverständnis Der BEM-Berater ist kein Therapeut

Die mehr oder weniger unbewusste Einnahme der Rolle eines Therapeuten durch den BEM-Berater läuft nicht nur der Intension des Gesetzgebers bei der Verabschiedung des §167 SGB IX entgegen. Scharf formuliert, könnte man von einem solchen Fehlverständnis eines betrieblichen Eingliederungsmanagements von einer (einseitigen) Pathologisierung des BEM-Verfahrens sprechen, die mit einer defizitorientierten Fixierung auf den erkrankten Mitarbeiter einhergeht, ihn statt zum Mittelpunkt im positiven Sinne, zu einem Objekt des BEM macht. Die Erkrankung des Mitarbeiters überlagert das Ziel der (Wiederherstellung) der dauerhaften Arbeitsfähigkeit, die für das Unternehmen und den Mitarbeiter im Vordergrund stehen. Die Arbeitsfähigkeit ist jedoch umfassender und von verschiedensten Faktoren bedingt. Diese Fixierung nimmt den Mitarbeiter aus dem Kontext der Arbeitszusammenhänge. Das betriebliche Eingliederungsmanagement des SGB IX geht damit in Konkurrenz zum SGB V, der gesetzlichen Krankenversicherung. Das war nicht die Intension des Gesetzgebers.

Gute BEM-Berater sind eher Projektler, Fallmanager oder professionelle Coaches

BEM-Gespräche sind erfolgsentscheidend für eine erfolgreiche Wiedereingliederung am Arbeitsplatz. BEM-Berater sind deshalb gut beraten ihre Rolle zu klären, ihr Handeln daraufhin permanent zu überprüfen und ihre Funktion zutreffend einzuschätzen. Ein BEM-Verfahren ist ein mehrstufiger Prozess, der sich vielleicht am ehesten mit dem eines Projektes vergleichen lässt: Sachorientierung, messbar wahrnehmbare Fortschritte bei der beruflichen Wiedereingliederung, eine Vielzahl direkt Beteiligter wie Interessenvertreter, Betriebsärzte und kompetente Dienstleister aus dem regionalen Gesundheits- und Sozialwesen mit ihren Einrichtungen und Trägern. Es geht um ein individuelles Eingehen auf den erkrankten Mitarbeiter und nicht auf eine individualistische Betrachtungs- und Herangehensweise, in dem man weitüberwiegend auf die medizinische Diagnose des Mitarbeiters fokussiert. Ähnlich einem Business Coach geht es um das gemeinsame Erarbeiten von beruflichen Zielen (Schritte der Wiedereingliederung), deren Erreichen und ggf. Neujustierung. Steht dem die psychische Belastung, Störung oder Erkrankung entgegen, ist dies etwas, was der erkrankte Mitarbeiter mit Unterstützung von Psychologen oder Ärzten angehen sollte. Sie sind nicht Gegenstand der BEM-Gespräche, haben aber Einfluss auf diese, was dem erfahren BEM-Berater bewusst ist.

BEM-Berater sind Lotsen und Netzwerker im regionalen Gesundheits- und Sozialwesen

Zusammenfassend: gute BEM-Berater sind Projektler, BEM-Fallmanager und Business Coach in einem. Sie sind BEM-Fallmanager, die qualifiziert sind in Gesprächsführung und erfahren in Beratung, die ihre Rolle und Funktion kennen, sie gegen andere Professionen abgegrenzt einsetzen und gut im regionalen Gesundheits- und Sozialwesen vernetzt sind.

BEM-Gespräche und BEM-Prozess: Unterstützung zur Erschließung und Entwicklung der Ressourcen des Erkrankten – Empowerment

Jedes BEM-Verfahren ist mit seinen BEM-Gesprächen orientiert an der spezifischen Situation und den Bedarfen ganz individuell: grundsätzlich, aber verstärkter noch bei psychisch belasteten oder erkrankten Beschäftigten. Die Initiierung des Projektes BEMpsy ist Ausdruck dessen. Gute BEM-Gespräche und ein erfolgreiches BEM-Fallmanagement sind deshalb einzelfall- und ressourcenorientiert. Der erkrankte Mitarbeiter kennt sich selbst, seinen Arbeitsplatz und sein Umfeld deutlich besser als der BEM-Berater. Nicht nur aus der Intension des Gesetzgebers oder höchstrichterlichen Entscheidungen heraus sollten deshalb Mitarbeiter bei der Lösungs- und Zielfindung vorrangig einzubeziehen sein. Gemeinsam getragene Maßnahmen haben eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit auf Umsetzung und nachhaltigem Erfolg des gesamten betrieblichen Eingliederungsmanagements.

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Über den Autor

Manfred Baumert ist Absolvent eines MBA-Studienganges. Er verfügt über ein Diplom der Betriebswirtschaftslehre und über ein Diplom der Pädagogik. Ausgebildet in Beratung & Gesprächsführung nach C. R. Rogers, mehrjährige Tätigkeit in der Krisenintervention und Fortbildungstrainer Assessment Center. Verschiedene Positionen als Geschäftsführer und Führungskraft in der Sozialwirtschaft und dem mittelständischen Handel, Leiter eines sozialmedizinischen Dienstes. 10 Jahre lang ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht. Mehr- und langjährige Erfahrungen in Personaldiagnostik sowie der Konzeption und Durchführung von Seminaren und Trainings in der beruflichen Weiterbildung. Seit 2012 Geschäftsführer und Gesellschafter der 2benefit GmbH Personalberatung aus Kassel.

 

Fotos: Frankfurter Flughafen / Fraport, © Manfred Baumert / Kassel, 2023

 

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Externes betriebliches Eingliederungsmanagement, auch mit Schwerpunkt auf erkrankte Führungskräfte und BEMpsy, bieten wir deutschlandweit an. Die 2benefit GmbH Personalberatung Kassel mit ihrem betrieblichem Eingliederungsmanagement hat ihren Unternehmenssitz mit Kassel in der Mitte Deutschlands, der Region Nordhessen, Mittelhessen, Südniedersachen und den Hochsauerlandkreis, Kassel und Landkreis, Schwalm-Eder-Kreis, Werra-Meißner-Kreis, Waldeck-Frankenberg, Kreis Hersfeld-Rotenburg, Marburg-Biedenkopf mit ihren Zentren Bad Hersfeld, Melsungen, Niestetal, Korbach, Baunatal, Fulda, Göttingen, Marsberg, Brilon und Winterberg.

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